Ihren 95. Geburtstag konnte in diesen Tagen Elisabeth Nickel feiern. In Gernach kennt sie jeder als "Nickels Elsa": freundlich, aufgeschlossen und vielseitig interessiert am Ortsgeschehen. Seit gut einem Jahr wohnt sie im AWO-Seniorenheim in Schwebheim. Zum 95. Geburtstag gab es eine Geburtstagsgratulation der besonderen Art: Weil es ein Besuchsverbot für Altersheime gibt, kam Pfarrer Thomas Amrehn mit einem Lautsprecher und Mikrophon vor das Fenster ihres Zimmers und gratulierte der Jubilarin per Lautsprecher mit einem Geburtstagslied. Nach dem gemeinsam gesprochenen Vater Unser – inzwischen hatten sich die Fenster der Nachbarhäuser und auch einige Fenster des Altenheimes geöffnet - und dem Segen durfte sich die Jubilarin noch ein Lied wünschen: Ihren Liedwunsch "Wohlauf, die Luft geht frisch und rein" erfüllte der Priester schwungvoll. Elisabeth Nickel wurde am 27. März 1925 in Waldbrunn bei Würzburg als jüngstes von drei Kindern geboren. In ihrer Jugendzeit musste sie zu Hause mithelfen, als junge Erwachsene musste sie sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen, bis sie beim Bürgerspital eine Anstellung fand, wo sie bis zu ihrer Heirat ein verlässliches Auskommen hatte. Gregor Nickel aus Gernach, den sie am 6. August 1954 heiratete, war sechs Jahre im Krieg und dann vier Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft gewesen. Nach seiner glücklichen Heimkehr suchte er mit einer Heiratsannonce eine Frau. Aus einem ersten Kennenlernen wurde Liebe.
Dem Paar wurden drei Kinder geschenkt. Elsa war für die Kinder da und half in der kleinen Landwirtschaft mit. Die Schmiedewerkstatt gab ihr Mann im Jahr 1961 auf und war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand bei der Firma SKF beschäftigt. Nachdem ihr Mann in Rente gegangen war, arbeiteten beide in den Jahren 1980 bis 1985 in einem Weinbaubetrieb in Fahr mit, wenn die Reben geschnitten werden mussten oder die Traubenernte anstand – eine Arbeit, die beiden Spaß machte. Gerne kümmerte sich die Jubilarin auch um die drei Enkelkinder. Zusammen mit ihrem Mann, der im Jahr 2004 verstarb, unternahm sie gerne Busreisen und pflegte den Garten. Auch wenn der Tod ihres Mannes – er starb kurz vor der Goldenen Hochzeit – sie schwer traf, ließ sie sich den Lebensmut nicht nehmen: Gerne besuchte sie die örtlichen Festlichkeiten, war regelmäßiger Gast bei den Seniorennachmittagen und besuchte regelmäßig den Gottesdienst. Schon 66 Jahre ist sie Mitglied im Gernacher Frauenbund. Rückblickend auf ihr Leben ist sie dankbar für alles, was sie Schönes erleben durfte, und für die Kraft, die ihr geschenkt wurde, auch Schweres zu bewältigen: "Ich danke Gott für die vielen guten Jahre, die er mir geschenkt hat." Ihre drei Kinder, die drei Enkelkinder und zwei Urenkel gratulierten herzlich zum Geburtstag – auch sie notgedrungen nur am Fenster auf sicherem Abstand. Aber sicher ist: Der Geburtstag wird noch gebührend gefeiert. Wenn Corona vorbei ist.