Nun schon mehrere Jahre trifft sich der Sachausschuss Diakonie/Caritas, das sind die Vorstände unserer Ortscaritasvereine, die MitarbeiterInnen unserer Besuchsdienste, die Verantwortlichen für die Caritassammlung und andere im sozialen Leben der Pfarrei Interessierte zum Fest der Hl. Elisabeth zu Gottesdienst und Beisammensein – so auch in diesem Jahr. Susanne Gessner, Leiterin des Fachdienstes Gemeindecaritas des Caritasverbandes für Stadt und Landkreis Schweinfurt war auch in diesem Jahr wieder zu Gast – diesmal in Gernach. Im Gottesdienst, der von Pfarrer Thomas Amrehn geleitet wurde und von Susanne Gessner, Elke Dressel und Karin Johe-Nickel mitgestaltet wurde, stand das Leben der Heiligen Elisabeth im Mittelpunkt. Zum Schluss des Gottesdienst überreichten die Frauen an alle Besucherinnen und Besucher eine Rose – in Erinnerung an die Legende der Rosen der Heiligen Elisabeth.
Nach dem Gottesdienst referierte Susanne Gessner im Haus Franziskus zum Thema „Vorurteile“. Vorurteile seien so alt wie die Menschheit, und sie sind nicht nur negativ zu sehen, denn sie warnen vor Gefahren: so müssen Kinder z.B. erst noch lernen, dass schnell herankommende Autos eine Gefahr darstellen, während Erwachsene diese Gefahr durch ihr „Vorurteil“, ihre Erfahrung besser einschätzen können. Häufig bilden sich jedoch Vorurteile, ohne dass eigene Erfahrungen diese Vor-Urteile rechtfertigen: Kopftuchträgerinnen sind nicht immer fanatische Anhängerinnen ihres Glaubens, sondern entpuppen sich oft als gut deutsch sprechende, gut integrierte Frauen, die das Kopftuch als Ausdruck ihres Glaubens tragen. Lang war man der Meinung, dass Frauen eher von ihren Emotionen bestimmt sind, und nicht rational denken können – daher gab man ihnen lange nicht das Wahlrecht – ein Vorurteil war Grundlage einer Fehlentscheidung. Aber auch in der unmittelbaren Umgebung entwickeln sich manchmal Verhaltensweisen, die auf einem Vorurteil basieren: das Gesicht des neuen Nachbarn gefällt nicht, er erwidert meinen Gruß nicht. So hält man es nicht für nötig, ihn zu grüßen, die Kluft wird immer größer, dabei hätte ein freundlicher Gruß und ein freundliches Wort vielleicht gezeigt, dass er gerade in Gedanken war, oder – vielleicht nicht so gut hört, und daher den Gruß nicht gehört hat. Auch in der aktuellen politischen Diskussion spielen Vorurteile eine große Rolle: nur wenige haben Kontakt zu Migranten, und doch besteht eine diffuse Angst wenn man jemandem begegnet, der fremdländisch aussieht: man fühlt sich bedroht, weil Vorurteile gegen Migranten in einem wirksam sind. Bei vielen ist es in Vergessenheit geraten, dass nach dem Zweiten Weltkrieg viele als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Auch da gab es Vorurteile, es gab Ablehnung, und ihre prekäre Situation wurde ausgenutzt, in dem man sie als Billigarbeitskräfte beschäftigte. Unser Auftrag als Christen, so Susanne Gessner ist es, Menschen in Würde zu begegnen, das Gute des Gegenüber in den Blick zu nehmen, gegen Vorurteile zu kämpfen, sich zu- und nicht abzuwenden. In der Vielfalt der Dienste, über die ein Austausch unter den Anwesenden stattfand, wendet man sich den Menschen, die Unterstützung brauchen, sich über einen Besuch freuen zu: im Kranken-Besuchsdienst, in der Gestaltung von Begegnungsmöglichkeiten für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, und nicht zuletzt in den Kindertagesstätten, in denen das Fachpersonal Kindern zeigt, dass sie so angenommen werden, wie sie sind: von Gott geliebt und geschaffen.