Gernach (ES) Es war still am Kirchenumgriff der Kirche Sankt Aegidius, alle warteten gespannt auf den Klang der drei neuen und der noch aus dem Jahr 1908 verbliebenen Glocke. Ein berührender Moment, als die größte der neuen Glocken, die Herz Jesu-Glocke zum ersten Mal zu hören war. An ihr Läuten schloss sich das Fürbittgebet für die Gemeinde an. Viele waren gekommen, um dieses historische Erlebnis mitzuerleben, die Glocken zum ersten Mal läuten zu hören. Manche mag der Gedanke bewegt haben, dass die neuen Glocken ihren Dienst länger tun können als die Glocken, die im Jahr 1908 angeschafft worden waren, und die nach noch nicht einmal 40 Jahren durch die nationalsozialistischen Machthaber gegen den Widerstand vieler Gernacher zu Kriegszwecken aus dem Glockenturm entfernt wurden. Der Wunsch, dass der Friede erhalten bleibe hier bei uns und auch weltweit, wird wohl auch viele bewegt haben in diesen Augenblicken. Pfarrer Thomas Amrehn erinnerte in seiner Ansprache vor der Gernacher Kirche an diese Geschichte der Gernacher Glocken, auch daran, dass die drei Glocken, die entfernt worden waren, schon im Jahr 1949 durch drei Glocken in Stahlgussausführung ersetzt wurden – dank der Großherzigkeit der Gernacher Bürgerinnen und Bürger. Im Laufe der Zeit wurden diese Glocken aber so geschädigt, dass ihr weiteres Läuten aus sicherheitstechnischen Gründen eingestellt werden musste: Schlimmstenfalls war ein Glockenabsturz zu befürchten, und die Materialbeschaffenheit der Glocken ließ ein „plötzliches und schlagartiges Versagen der Konstruktionen“ befürchten, wie es in einem Gutachten der Glockensachverständigen heißt. So wurden von der Firma Rincker am 11. Oktober die drei neuen Glocken gegossen, die zu 80 % aus Kupfer und 20 % aus Zinn bestehen, am 12. Januar wurden sie von Bischof Friedhelm Hofmann geweiht, die Firma Willing fertigte den neuen Glockenstuhl und brachte die Glocken in den Glockenstuhl ein. Nacheinander wurden die Glocken einzeln geläutet, nach dem Läuten der Marienglocke beteten alle den Engel des Herrn. Die kleinste Glocke, die Josefsglocke erklingt nach dem Angelusläuten und lädt zum Gebet für die Verstorbenen ein. Die Aegidiusglocke ist dem Patron der Gernacher Kirche geweiht. Hier sprach der Priester noch einmal das Gebet, das auch bei der Weihe der Glocken gesprochen wurde: „Allmächtiger Gott, diese Glocken sollen deine Gemeinde zum Gottesdienst rufen, die Säumigen mahnen, die Mutlosen aufrichten, die Trauernden trösten, die Glücklichen erfreuen und die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg begleiten. Segne alle, zu denen der Ruf dieser Glocken dringen wird, und führe so deine Kirche von überall her zusammen in deinem Reich.“ Der Priester bedankte sich bei allen, „die dieses einzigartige Werk mit ihrem Gebet, ihrer Spende und ihrem Engagement unterstützt haben und so zu diesem glücklichen Ende führten. Ihnen und allen gelte der Segen, von dem diese Glocken künden. Nach der Segnung der Kerzen der Kommunionkinder und der Kerzen, die während der Gottesdienste das ganze Jahr über gebraucht werden, stimmte der Priester das Tedeum an, während zum ersten Mal alle Glocken läuteten. In einer kleinen Prozession zog man in die Kirche ein, wo der Gottesdienst gefeiert wurde. Nach dem Gottesdienst waren die Gläubigen eingeladen, bei Sekt, Säften, dem obligatorischen Ramazotti und kleinen Knabbereien dieses besondere Ereignis zu feiern. „Sie klingen so schön wie die Glocken vom Würzburger Dom“- so der Kommentar einer Besucherin. Und ein Besucher meinte: „Der Klang ist viel voller und runder als der Klang der alten Glocken“. Bei allen herrschte Freude, dass dieses große Unternehmen jetzt einen guten Abschluss gefunden hat. Erfreulich auch die Mitteilung von Pfarrer Amrehn, dass der vorgegebene Kostenrahmen eingehalten wurde. Ab sofort werden die Glocken den Angelus früh, mittags und abends läuten, die Turmuhr muss noch eingebaut werden. Dann ist der Stundenschlag auch wieder zu hören.
Die „technischen Daten“ der Glocken: Herz-Jesu-Glocke 776 kg Ton: fis´ +7 Marien-Glocke 545 kg Ton: gis´ + 5 Aegidius-Glocke 392 kg Ton: ais´ +5 Josef u. Hl. Familie 225 kg Ton: cis´´+7
Erhard Scholl